Der Expansionsdrang der Großen
Um die Vorrangstellung im internationalen Fußball zu garantieren, setzten die immer mehr große Vereine auf Netzwerkstrukturen. Dabei werden teil aus sportlichen und teils aus marketingtechnischen Gründen Vereine übernommen. Der abgeschlossene Deal der City Football Group mit Puma oder die von Übernahme eines brasilianischen Zweitligisten durch Red Bull sind hierbei die jüngsten Beispiele.
Ab Juli 2019 wird Puma der neue Trikotausrüster von Manchester City sein. 75 Millionen Euro pro Saison verdient der englische Premier League Verein damit pro Saison. Gleichzeit gilt der auf 10 Jahre abgeschlossene Ausrüstervertrag mit Puma, auch für den spanischen Verein FC Girona, Melbourne City FC, Club Atlético Torque aus Uruguay und den chinesischen Drittligisten Sichuan Jiuniu. Alles Vereine, die unter der Holdinggesellschaft City Football Group aus Abu Dhabi zusammengefasst sind. Auch der MLS-Club New York City FC und die Yokohama F. Marinos aus Japan sind Teil der City Football Group. Partnerschaften im Scoutingbereich mit der Right to Dream Academy in Ghana und NAC Breda aus Holland garantieren Vorgriffsrechte in einem großen Pool an potentiellen Spielern und somit eine erweiterte Möglichkeit der Umsatzsteigerung. Dabei erfüllt jede Partnerschaft einen eigenen, vorgeplanten Zweck, mit den Ziel der größten Kontrolle über den globalen Wirtschaftsmarkt Fußball. Die Vormachtstellung von Holdinggesellschaften im Fußball hat sich in den letzten Jahren einzementiert.
Mit der Kroenke Sports Enterprise, welche die Mehrheit am FC Arsenal und den Colorado Rapids besitzen, der Suning Holdings Group, in deren Hand Inter Mailand und der chinesische Erstligist Jiangsu Suning sind sowie der Wanda Group, der Athletico Madrid und der chinesische Aufsteiger Dalian Yifang gehören, sind Beispiele, wo Holdings fest verankert sind im Spitzenfußball. Nicht alle Konstrukte hingegen sind sportlich und wirtschaftlich so durchplant, wie das Konzept der City Football Group oder, im vergleichsweise etwas kleineren Maßstab, jenes von Red Bull. Sowohl bei der frühzeitigen Sicherung der besten Spieler, der starken Präsenz in westlichen Absatzmärkten als auch im Bereich der Kapitalisierung, ähneln sind die beiden Konstrukte stark. Eine geplante Netzwerkkonstruktion, die auf die Interessen des stärksten und lukrativsten Players in der Kette, in diesem Fall Manchester City und RB Leipzig, ausgerichtet ist.
Platzhirsch City Football Group
Berücksichtig man die Stellung vom Fußball sowie die wirtschaftliche Situation im jeweiligen Land, erkennt man rasch warum, diese keineswegs zufällig zustande gekommenen Klubübernahmen, erfolgten. Innerhalb der City Football Group verfügt das Zugpferd Manchester City über einen Ausbildungsverein auf sportlich höchstem Niveau. Der FC Girona in der spanischen La Liga garantiert vor allem den jungen Spielern, die in England entweder keine Aussicht auf Einsatzzeiten oder noch keine Arbeitserlaubnis haben, wertvolle Spielzeit. Sind die Leihspieler erfolgreich, bringen sie Transfereinnahmen oder werden nach Manchester zurückgeholt. Der spanische Verteidiger Pablo Maffeo spielte insgesamt 61 Partien auf Leihe in Girona bevor er ihn Manchester City, inklusive Rückkaufoption und Weiterverkaufsbeteiligung, um 9 Millionen Euro zum VfB Stuttgart verkaufte. Ähnlich sein Landsmann Angelino, der mit dem FC Girona, New York City FC und NAC Breda, bei gleich drei Farmteams von Manchester City als Leihspieler aktiv war und dem Premier League Klub rund 6 Millionen Euro an Einkünften brachte. Beide spielten jeweils nur drei Pflichtspiele für die „Citizens“. Die Talente, die von den Engländern unter Vertrag genommen werden, stammen nicht selten aus Südamerika oder Afrika. Mit der Right to Dream Academy in Ghana verfügt Manchester City über eines der besten Ausbildungszentren in Westafrika. Der Standort Ghana wurde dabei nicht zufällig ausgesucht. Das Land ist fußballbegeistert und bringt seit Jahrzehnten Spieler auf Topniveau heraus. Mithilfe der Akademie hat Manchester City das Scouting am afrikanischen Kontinent ein Stück weit ausgelagert und erhielt schon oft das Vorrecht auf die Akademiespieler. Ähnliche Pläne werden mit Club Atlético Torque, dem Partnerverein aus Uruguay, verfolgt.
Bei Erwerb der Mehrheitsbeteiligungen bei Melbourne FC, New York FC und Sichuan Jiuniu, stand hingegen ein anderes Interesse im Vordergrund. Australien und mehr noch die USA haben Fußballigen, die im Wachsen sind. Aber viel wichtiger noch, sie haben eine kaufkräftige Bevölkerung, die Fußball konsumiert und somit essentiell für den finanziellen Akkumulationsprozess der Football City Group ist. Der kürzliche Einstieg in China ist auf alle Fälle das Zukunftsprojekt des Netzwerkes, da man sich durch das Entstehen einer (südost)chinesischen Mittelschicht und den großen staatlichen Investitionen in Fußball, eine frühzeitige Sicherung künftiger Rendite erhofft.
Red Bull auf dem Weg zum Global Player
Verblüffend ähnlich, jedoch in etwas übersichtlicherem Rahmen, ist das Konzept, das Red Bull verfolgt. Die Lizenzübernahme von Austria Salzburg war der nur der erste Schritt eines global strukturierten Konzeptes, mit dem Ziel in der deutschen Bundesliga erfolgreich zu sein. Red Bull hat neben den Klubs in Salzburg und Leipzig auch Ableger in den USA sowie in Ghana und Brasilien. RB Leipzig, Red Bull Salzburg, New York Red Bulls und Akademien in Afrika ergeben ein Netzwerk, das an jenes von Manchester City erinnert. Ende März wurde zudem bekannt, dass eine Fusion zwischen Red Bull Brasil und dem brasilianischen Zweitligisten CA Bragantino bevorsteht. Das Team, dass künftig als RB Bragantino auftreten wird, soll der südamerikanische Spielelieferant für das Red Bull Netzwerk werden. „Es ist wichtig für RB, in den nächsten Jahren dafür zu sorgen, dass sich an Standorten wie New York oder Brasilien mehr Spieler entwickeln, die für uns als Verstärkungen infrage kommen“, wird Ralf Rangnick von der Sportzeitschrift kicker zitiert. Von Ghana und Brasilien aus werden also Talente auf dem ganzen Kontinent gescoutet und ausgebildet, bevor ausgewählte beispielsweise zum FC Liefering, kommen. Im Kader der Zweitliga-Ausbildungsstätte gehören alle Spieler Red Bull Salzburg und können aufgrund der frühzeitigen Erfahrung im Erwachsenenfußball leichter an die Profis herangeführt werden. Dort sollen sie die RB Salzburg Spieler ersetzten, die für höhere Ablösesummen in die deutsche Bundesliga zu RB Leipzig oder woandershin wechseln. Mit dem Sammelbecken an afrikanischen und brasilianischen Talenten, sowie europäischen Spielern in den Salzburger- und Leipziger Jugendakademien, werden werden sich frühzeitig die Rechte an möglichst vielen und großen Talente gesichert. Im besten Fall bringen sie sportlichen Erfolg und werden anhand der Wertschöpfungskette bis ganz oben hin verkauft. Am Beispiel Naby Keitas‘, wird die Möglichkeit, die eine solche „richtig angelegte“ Wertschöpfungskette bieten kann, ersichtlich. Salzburg verpflichtete Keita für rund 1,5 Millionen Euro, bevor er für circa 30 Millionen nach Leipzig und schließlich weitere 65 Millionen Euro nach Liverpool wechselte.
Der RB Klub aus New York hat hierbei die Rolle des Marketingvereins für den US-amerikanischen Markt inne, der als Teil einer international angelegten Werbestrategie fungiert. Als die Fußballprojekte in Salzburg und Leipzig noch in den Kinderschuhen steckten, investierte Red Bull aus Werbegründen in den New Yorker Verein und verpflichtete den damaligen Star Thierry Henry in seinem Karriereabend für die MLS. Ein Schachzug, der für internationale Schlagzeilen sorgte und Red Bull erstmals nicht nur mit Energy Drinks oder Extremsportarten assoziieren ließ, sondern plötzlich auch mit Fußball.
Dank dieser Netzwerke kann man gut den Expansionseifer der großen Fußballklubs erkennen. Mittlerweile hat sich der Markt so rasant entwickelt, das international bekannte Klubs längst außerhalb des eigenen Landes operieren müssen um den Markenwert hoch zu halten und sich frühzeitig Vertragsrechte von Spielern aus der ganzen Welt zu sichern. Somit ist die Übernahmen mehrerer Klubs und den damit einhergehenden sportlichen und ökonomischen Vorteilen sicherlich ein Konzept, das immer mehr Fußball Holdinggesellschaften einschlagen werden. Ob die FIFA auf diese Entwicklungen reagiert wird, bleibt abzuwarten. Auf konventionellem Weg in die europäische Fußballelite vorzudringen wird jedoch ohne Zweifel immer schwieriger werden.