Der verzerrte Wettbewerb

Jetzt ist sie also vorbei, die erste Phase des reformierten Grunddurchgangs – höchste Zeit also, für eine Einschätzung.

Die Würfel sind gefallen, die Punkte geteilt und die über die letzten Wochen aufgebaute Spannung verpufft. Weiter geht die Bundesligasaison erst in knapp zwei Wochen. Dann werden die Spiele wichtiger sein. Nicht nur, weil lediglich zehn Matchtage anstehen und der Tabellendritte mit dem Sechsten punktegleich ist, sondern weil die Playoff-Spiele schlicht und ergreifend mehr zählen.

So ausgefuchst der neue Modus erscheinen mag, ist er dennoch wettbewerbsverzerrend. Durch die Punkteteilung wird die Herbstsaison deutlich abgewertet. Hätte beispielsweise Salzburg im bisherigen Modus neun Punkte Vorsprung auf den zweitplatzierten LASK, sind es jetzt nur mehr vier. Gewissermaßen zählt ein Sieg in den ersten 22 Runden nur halb so viel wie in den letzten zehn. Ein Sieg im Herbst bringt den Teams maximal eineinhalb Punkte. Ein Hoch im Frühjahr kann, wenn die Qualifikation für das obere Playoff denn gelingt, eine schwache Hinrunde schnell vergessen machen. Ein weiteres Element soll auch dem unteren Playoff Spannung verleihen: Der Sieger, also der Ligasiebte, kann über KO-Duelle mit dem Fünften und Vierten der oberen Hälfte in die Qualifikation für die Europa League gelangen. Für den Letzten der oberen Runde, der über die Saison gesehen mehr Punkte erreicht hat, ist die Saison hingegen vorbei. Fair ist das nicht.

Außerdem wird der ohnehin schon niedrige Zuschauerschnitt unten weiter sinken. Den kleinen Klubs kommen, mit einer Ausnahme, die großen Gegner abhanden. Die Mannschaften, insbesondere deren Geschäftsführer, können sich beim über weite Strecken der Saison halbtoten SK Rapid bedanken. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn der WAC doch noch auf Platz Sieben abgerutscht wäre. Oder was los wäre, wenn das nächste Saison passieren würde. Die Zuschauerzahlen würden mancherorts wohl in den dreistelligen Bereich sinken.

Trotzdem muss man den Ligaverantwortlichen gratulieren, sie haben ihr Versprechen, die Bundesliga spannender zu machen, gehalten. Die Bundesliga hat schon lange nicht mehr derart zum Mitfiebern eingeladen, wie in den letzten Wochen. Man konnte sich den Rechenspielen und schnellen Umschwüngen kaum entziehen. Auch der Kampf um die Meisterschaft und jener um die Europacup-Plätze ist enger als in den vorangegangen Saisonen. Die Spieltage vor der Ligateilung waren extrem spannend, ein 22. Spieltag wohl noch nie so interessant wie an diesem Sonntag.

Die Bundesliga hat mit künstlichen Spannungselementen ihrem Wettbewerb wieder Leben eingehaucht. Heuer hat das funktioniert. Sollten sich die Leistungen der großen Klubs allerdings stabilisieren, wird auch das neue Format wenig an der Berechenbarkeit der Liga ändern. Und wenn das Unvorhergesehene weg ist, wird nur ein verzerrter Wettbewerb bleiben.

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